Doch nun zur Technik, wie sie in den Grafiken gezeigt wird. Die Fasoldt hat das doppelte Hemmrad und einen Anker mit drei Steinen. Nur Palette 2 bzw. das kleinere Rad gibt einen Impuls an die Unruh zurück. Dies geschieht auf dem Wege der Halbschwingung rechts herum (siehe Grafik!), sobald Palette 3 aus der Ruhestellung ausgehoben wird. Die Schräge auf dieser Palette 3 dient keiner Hebung bzw. dem Zug zum Antrieb sonder bleibt frei. Weitgehend tangential wird Palette 2 getrieben, so dass kaum Reibung auftritt, welche Öl erfordern würde. Der Impuls wird beendet durch das Einfallen der Palette 1 in das Ruherad, und zwar noch in der Rechtsdrehung der Unruh. Auf dem Rückschwung der Unruh links herum wird lediglich der Anker wieder in Grundstellung (rechts herum) gedreht, wobei Palette 1 öffnet, aber Palette 3 anschließend sofort wieder rastet und die Ruhestellung vorgibt. Palette 2 stand hinter der Zahnspitze frei und dreht mit … genau vor die Antriebsfläche des nächsten Zahnes. Wahrscheinlich war es heikel, hier ein möglichst kleines Spiel einzustellen bei den damaligen Teilungstoleranzen. Denn die Palette 2 soll gerade noch nicht berühren, da sie ja – von Palette 3 abgehalten – nur in Wartestellung für den nächsten Impuls bleibt. Der Rückschwung ist also ohne Antrieb und verbraucht (Reibungs-)Energie, die aber wegen des Leerlaufes vermutlich nicht groß sein wird.
Bei der Koaxialhemmung nach Daniels ist zunächst der Grundaufbau nach Fasoldt wiederzuerkennen, wenn man von unterschiedlichen Zahnformen der Räder (nicht mal im Patent s.u.) einmal absieht. Insoweit übernehmen die Paletten 1 bis 3 dieselbe Funktion. Genial und neu ist jedoch die Nutzung des Rückschwungs zu einem weiteren Impuls direkt auf die Unruh. Von der Chronometerhemmung ist dieser Antrieb bekannt, wo interessanterweise auch nur eine Halbschwingung genutzt wird und die Uhr gigantisch genau geht (nach damaligem mechanischem Standard der Serientaschenuhren, genannt: Taschenchronometer). Um mit dem Impulsstein 4 der Unruh nahe an das große Rad heranzukommen, muss der Ankereingriff (Gabel) seitlich (lateral) erfolgen. Dieser Kniff ist schon seit dem 18.Jahrhundert aus der Frühentwicklung der freien Ankerhemmung bekannt (siehe z.B.: „Taschenuhren“ von Reinhard Meis). Der Gabelschaft bleibt lediglich zur Ausschlag-Begrenzung an den Stiften erhalten. Mit der Linksdrehung der Unruh, welche bei Fasoldt nur zur Rückführung in die Anfangsstellung genutzt wird, erfolgt bei Daniels ein weiterer tangentialer Impuls direkt auf die Unruh. Dazu wird das große Rad genutzt, welches nun also nicht mehr nur Ruherad ist. Die Abstimmung der Geometrie von Palette 4 und den Zähnen für einen spiel- bzw. prellfreien Impuls und für den freien Rückschwung in der Zahnlücke waren sicher eine schwierige Arbeit und verdienen hohen Respekt.
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